Steckbrief: Gilbweiderich – Lysimachia thyrsiflora und Lysimachia vulgaris
Es gibt in Deutschland zwei ökologisch sehr wichtige Gilbweidericharten, den Gewöhnlichen Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris) und den Strauß-Gilbweiderich oder Straußblütigen Gilbweiderich (Lysimachia thyrsiflora). Beiden ist gemein, dass sie keinen Nektar bilden, sondern ein Öl, dass für die darauf angewiesene oligolektische Auenschenkelbiene für den Bruterfolg entscheidend ist.
Hinweis:
In Gartencentern findet sich oft der Punktierte Gilbweiderich, der sich leider auch mit dem heimischen Gewöhnlichen Gilbweiderich kreuzt. Er ist nicht heimisch und in einigen Gebieten Deutschlands, Östereichs und der Schweiz gilt er sogar als invasiv. Er ist weit weniger wichtig, für die Auenschenkelbienen, weil schon der Blühzeitpunkt ein anderer ist. Der Schlupf der Auenschenkelbiene ist aber auf den Blühzeitpunkt der beiden heimischen Arten angepasst. Ich konnte in zwei Jahren in Folge beobachten, dass die ersten Auenschenkelbienen, exakt am gleichen Tag zu sehen waren, in denen die ersten Blüten des Gewöhnlichen Blutweiderichs aufgingen. Der Punktierte Gilbweiderich bringt der Biene also nichts, wenn sie schlüpft und der noch nicht blüht!
In aller Kürze:
- Deutscher Name: Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris), straußblütiger Gilbweiderich oder Straußgilbweiderich (Lysimachia thrysiflora)
- Botanischer Name: Lysimachia vulgaris bzw. Lysimachia thrysiflora
- Familie: Primelgewächse (Primulaceae)
- Ausdauer: mehrjährig, Staude
- Aussaat: Kühlkeimer (März-Mai), Lichtkeimer
- Blütezeit: Juni/Juli/August (vulgaris), Mai/Juni (thrysiflora)
- Wuchshöhe: 60 bis 120 cm
- Blütenfarbe: gelb
- Lichtbedarf: sonnig, halbschattig
- Boden: nährstoffreich, feucht bis trocken (vulgaris), nähstoffreich, nass (thyrsiflora)
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Standortbedingungen
Der Gewöhnliche Gilbweiderich wächst auf feuchten, teilweise auch trockenen Hochstaudenfluren, Ruderalflächen, am liebsten aber auf frischen bis feuchten, nährstoffreichen Böden, an Gräben und Feldrainen. Er bildet dort häufig große Bestände.
Der Straußblütige Gilbweiderich braucht es nass. Er wächst vor allem im Uferbereich von Gewässern und kann dort sogar schwimmend bis in größere Wassertiefen vordringen und streckt seine Blütenstile dann problemlos aus der Wasseroberfläche raus.
Vermehrung
Beide Gilbweidericharten lassen sich leicht vermehren. Die Aussaat ist einfach, die Samenernte, besonders beim Straußblütigen kann schwierig werden. Er setzt kaum Samen an und die Blütentriebe mit dem Samen schwimmen oft weit vom Ufer auf der Wasseroberfläche.
Den Samen sollte man nicht mit Erde bedecken und einfach auf die Erde aufbringen, leicht andrücken und gut wässern.
Noch schneller ist eine Vermehrung über Stecklinge und Ausläufer. Beide Arten bilden Ausläufer, bei vulgaris knapp unter der Erdoberfläche. Diese kann man abstechen und eintopfen. Beim thrysiflora schwimmen die Ausläufer oft auf dem Wasser und haben bereits Wurzeln gebildet. Diese kann man dann in sehr nasse Erde (am besten in eine Schale mit Wasser stellen) eintopfen. Sie treiben, gut und üppig aus.
Hinweis
Die Vermehrung über Samen sollte vorgezogen werden, weil sie die ökologische Vielfalt bewahrt. Bei der Stecklingsvermehrung erhalten Sie Klone der Pflanze, das reduziert, wenn man dies häufig macht die genetische Vielfalt.
Bedeutung für die Tierwelt
Beide Gilbweidericharten sind überlebenswichtig für die Schenkelbienen und zwar die Auen-Schenkelbienen und die Wald-Schenkelbienen.
Der Straußblütige Gilbweiderich dient 5 Raupen als Futterpflanze:
- Ampfer-Rindeneule
- Weiderich-Blütenspanner
- Waldkräuter-Blütenspanner
- Strohgelber Staudenspanner
- Spitzflügel-Kätzchen
Der Gewöhnliche Gilbweiderich ist sogar Raupenfutterpflanze von 14 Schmetterlingen und einigen Blattwespenarten, darunter der vom Aussterben bedrohte Moorwiesen-Striemenspanner.
Tipp
Die Schenkelbienen nächtigen gerne in Storchschnabel-Blüten, auch gerne zu mehreren. Wer ihnen etwas gutes tun möchte, pflanzt nicht nur Gilbweiderich, sondern auch Sumpfstorchschnabel. 😊
Nutzung im Garten
Da beide Arten Ausläufer bilden, können sie durchaus lästig werden. Beim Gewöhnlichen Gilbweiderich hilft eine Wurzelsperre, beim Straußblütigen nützt das nicht viel, da man Wurzelsperren am Gewässerrand kaum installieren kann und er sich ja auch über die Wasseroberfläche per Ausläufer verbreitet. Beide kann man aber sehr gut durch ausreißen dezimieren, wenn es zu viel wird. Ich sehe beide nicht als großes Problem an. Insbesondere der Gewöhnliche bildet zwar größere Bestände, aber keine dichten, so dass andere Pflanzen durchaus noch Platz dazwischen finden. Dies ist beim invasiven Punktieren anders. Der bildet so dichte Bestände, dass keine andere Pflanze mehr eine Chance hat.
Persönliche Erfahrungen
Beide Gilbweidericharten sind völlig unkompliziert, wenn der Standort passt. Ab und an mal etwas dezimieren macht Sinn. Ein Rückschnitt nach der Blüte erzeugt noch mal eine kleine Nachbüte, allerdings wer die Samenstände entfernt, nimmt auch den Vögeln wieder eine Nahrungsquelle.
Fazit: Punktierter Gilbweiderich raus aus dem Garten, Gewöhnlicher oder Straußblütiger Gilbweiderich rein!